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Date September, 2015

Helfen, was ist daran so schwer?

Die Wiesbadener Tafel würde gerne einen Teil Ihrer Lebensmittel den Flüchtlingen vor Ort geben. Von Seiten der Stadt ist das nicht erwünscht. Was passiert, wenn eine in Krisen erfahrene Organisation spontan eine Flüchtlingsunterkunft "betritt". Das erfuhr letzte Woche das THW Wiesbaden.

Letzte Woche, Mittwoch oder Donnerstag soll es gewesen sein. Das THW Wiesbaden kehrte eben von einem (Jugend-)Lager zurück. Im Gepäck befanden sich Lebensmittel: Käse und Wurst. Überschuss. Ohne nachzudenken steuerte der Fahrer die Flüchtlings-Unterkunft in der Mainzer Straße an - um Lebensmittel zu verteilen. Vergeblich. Die Mitarbeiter des THW und ihre Mitbringsel waren von dortiger Seite nicht erwünscht. Die Infrastruktur für die Verteilung fehle, so die Aussage eines Offiziellen.

Unverrichteter Dinge fuhr man weiter, fror die Waren ein und telefonierten mit der Wiesbadener Tafel. Die Tafel holte die gefrostete Ware ab, und portionierte Käse und Wurst. Damit ergänzten sie am Samstag, 5. September, das Sortiment der Wiesbadener Tafel, so Ruth Friedrich-Wurzel, erste Vorsitzende der Wiesbadener Tafel.

Die Tafel war dankbar

In Tagen, wo überfüllte Züge, blockierte Bahnhöfe, Not und Schrecken aber auch Hilfsbereitschaft die Nachrichtensendungen und „Brennpunkte“ bestimmen, ist das unverständlich. Es erklärt aber die freundliche und leicht überschwängliche Begrüßung der Tafel-Mitarbeiter, die einfach erfreut waren, dass sich jemand am Samstag um 15:30 Uhr - am Ende des Ausgabetages - dem übrigen Brot und Salat sinnvoll annahm. Denn "Lebensmittel wegwerfen zu müssen, tut immer weh," so Friedrich-Wurzel.

Wiesbadener Tafel möchte, darf aber nicht helfen

In der Hoffnung, dass die spontan angebotene und in die Tat umgesetzte Anlieferung von Lebensmitteln diesmal gelinge, wurden sie in ein privates Auto gepackt. Auf Seiten der Stadt „existiert noch keine Infrastruktur für die Verteilung von Lebensmitteln.“ Und das Sozialamt Asyl hat sich zuletzt wiederholt gegen die Anlieferung und Unterstützung durch die Wiesbadener Tafel ausgesprochen. Dem daraufhin erfolgten Angebot Ehrenamtliche durch die Tafel anzulernen und bei der Arbeit zu unterstützen erteilte das Amt ebenso eine deutliche Absage.

Man arbeite an dem Thema, stelle neues Personal ein und bilde dieses aus, weiß Friedrich-Wurzel. Allein die Erfassung, Neuaufnahme und Unterbringung lastet die Mitarbeiter voll aus. Die vielen Anfragen von Wiesbadenern, helfen und spenden zu wollen, finden keine Antwort. Das ist ein Sieg für die Bürokratie.

Oberbürgermeister sichert Hilfe zu

Nicht ganz, Oberbürgermeister Sven Gerich hat das Thema letzten Donnerstag beim Einlösen einer Wettschuld für sich mit zur Chefsache erklärt. Zwei Stunden arbeitete Gerich in der Essens-Ausgabe der Wiesbadener Tafel. Immer wieder nahm er sich auch Zeit für Gespräche – mit Betroffenen oder mit der ersten Vorsitzenden der Tafel. Am Ende sicherte er Frau Friedrich-Wurzel zu, dass er sich der Sache persönlich annähme. Dass sich die Situation schnellstmöglich verbessern werde.

Flüchtlingsunterkunft, zweiter Versuch

Die persönlich angelieferten 14 Körbe mit Brot und Gemüse konnten am Samstag ohne weiteres in der Flüchtlingsunterkunft verteilt werden. Brot, Salat, Radieschen, Zwiebeln ... erzeugten insbesondere bei Kindern und Frauen viele glückliche und dankbare Augenpaare.

Dass der Bedarf trotz anders lautender Kommentare groß ist, stellt sicher keine Neuheit dar. Dass viele Menschen in unserer Stadt ihre Hilfe anbieten und spenden wollen, ebenso nicht. Es muss nur organisiert werden wie in anderen Städten, von denen erfreuliche Situationen geschildert werden.

Der Text ist auf dem Newsportal Wiesbadenaktuell.