• lesen Sie, wie Münmchen Microsoft Ade sagte!

Kundehw medien oHG,
Offenbach

c//mag

Date November, 2005

 

Zu Gast bei der Stadt München

Wir fassen kurz zusammen: Die Stadt München beschließt 2003, auf Server- und Arbeitsplatzlizenzen von Microsoft
zu verzichten und innerhalb der öffentlichen Verwaltung komplett auf Open-Source-Lösungen umzusatteln. Vorausgegangen
war die Ankündigung von Microsoft, Support und Wartung für das Betriebssystem Windows NT 4 einzustellen.
Die Meldung rief zum Handeln auf. Die unter Druck gesetzten Anwender entscheiden sich. Denn plötzlich hieß es, dass neue Software und Software-Updates für das eingesetzte Betriebssystem nicht mehr verfügbar sein würden. Ebenso würden neue Hardware/Schnittstellen (etwa USB) nicht weiter unterstützt. Die Umstellung von Windows NT 4.0 auf dessen Nachfolger oder eine andere Plattform war nicht sofort, aber auf Zeit gesehen zwingend erforderlich. Die Kosten der mehrere Jahre dauernden Umstellung wurden in München einschließlich Personal- und Schulungskosten auf knapp 35 Millionen Euro taxiert. Das wollte
Microsoft nicht auf sich sitzen lassen. Und setzte der Kalkulation ein attraktives Angebot entgegen, besserte nach – und
hatte trotzdem das Nachsehen. Grünen-Stadtrat Jens Mühlhaus dazu: „Wir sind hier doch nicht auf einem Basar.“ Die
Brüsseler Gesetzgebung und die Diskussion über Softwarepatente legte die Entscheidung dann doch noch auf Eis. Es
kam zu einem vorübergehenden Stopp des LiMux-Projektes der Stadt München. Nicht der Pause zum Trotz, sondern
auf Basis der zukunftsweisenden Grundsatzentscheidung. Die Stadt München hält an LiMux fest und implementiert
voraussichtlich bis 2007 stadtweit die benutzerfreundliche Open-Source-Teechnologie

Schnitt

Vorausschauend verlangte der Münchner Stadtrat bereits im Herbst 2001 von der Verwaltung, dass für die notwendige
IT-Migration verschiedene Alternativen zur Verfügung stehen. Der Gewinner der europaweiten Ausschreibung war
die Firma Unilog. Unilog erstellte eine Client-Studie, in der fünf unterschiedliche Szenarien untersucht wurden, die auf
technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit sowie qualitativstrategische Auswirkungen hin bewertet wurden. Es kam zu
einen Gleichstand zweier Alternativen: einer herstellerabhängigen und einer herstellerunabhängigen Variante. Der
Beschluss 2003 bestand aus zwei Teilen:

(1) Auf den 14.000 Arbeitsplatzrechnern werde künftig weitgehend freie Software eingesetzt. Ausnahmen,
beispielsweise innerhalb der Grafik, wo weiterhin auf Photoshop gesetzt werde, bleiben.
(2) Außerdem bleibt es bei dem strategischen Grundsatz, dass neue Client-Server-Anwendungen nur noch als
Webanwendungen entwickelt und ausgeschrieben werden.

Oberbürgermeister Ude: „Mit diesem richtungsweisenden Grundsatzbeschluss sichert sich München nicht nur als erste deutsche Großstadt eine größere Herstellerunabhängigkeit ihrer IT-Infrastruktur, sondern setzt auch ein klares Zeichen für mehr Wettbewerb im Software-Markt.“ „Der Umstieg von Microsoft auf Open Office ist freiwillig“, so Peter Hofmann, Projektleiter der Stadt München.

Erste Ergebnisse

Im ersten Schritt wurde auf etwa 8.000 der 14.000 Arbeitsplätze die aktuelle Version 1.0.7 des Mozilla-Browsers installiert. Zum Test gehen wir mit beiden Browsern auf die Site www.zdf.de. Die Startseite des Zweiten Deutschen Fernsehens benötigt bei Mozilla etwa 2-3 Sekunden. Dem Internet Explorer reicht nicht einmal die doppelte Zeit. Erst nach 8 Sekunden ist die Seite vollständig aufgebaut. Nicht nur bei Geschwindigkeit, sondern auch im Layout fühlen wir uns bei Mozilla wohler. Irgendwie aufgeräumter. Auf das Wesentliche reduziert. Unübersichtlich für den einen, für den anderen aber geordnet wird es, wenn User die Tabbrowsing-Funktion nutzen. Im Browser selbst duplizieren sich einzelne gut beschriftete Fenster. Dazu glänzt der Browser
mit einer Popup-Blocker-Funktion. Fazit: „gebrauchstauglicher“.
Parallel arbeitet die IT-Abteilung der Stadt daran, alle Macros und Vorlagen umzustellen. Zu Testzwecken wurde auf etwa 50 Arbeitsplätzen die Version 2 von Open Office installiert. Damit arbeiten erst einmal nur EDV-Mitarbeiter, also geübte Anwender. Wie kommen die weniger EDV-affinen Mitarbeiter der Stadt München mit den neuen Systemen zurecht? Lassen sich Anwendungen wie das Microsoft Office-Paket bedienen? c//mag bleibt dran und beobachtet, wie auch Mannheim durch eine „sanfte“ Linux-Migration„fit für die Zukunft werden will“.

Der Text ist erschienen in der Fachzeitschrift c//mag