• Im Rahmen des ZDF-Fernsehgarten sprach ich mit Nicole.

FestanstellungZDF.online

ZDF Fernsehgarten

Date Juli, 2000

Interview: "Die 'neue Nicole' hat es nie gegeben"
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Vor achtzehn Jahren sang Nicole "Ein bißchen Frieden". Heute tourt sie als zweifache Mutter durch die Nation, mit verändertem Outfit und neuen Songs. Im Gespäch und auf die Frage nach der "neuen Nicole" sagt sie mir - eine "neue Nicole" hat es nie gegeben.

ZDF.online: Eine neue LP, neue Lieder: Kann man "Ich will versinken in dir" mit "Ein bißchen Frieden" vergleichen?

Nicole: Nein. Es geht hier nicht um eine Botschaft für die Welt, sondern um eine Beziehung, in der sich die Partner nicht voreinander verstellen müssen, sich vertrauen können, einem ganz kostbaren Gut.

ZDF.online: Ist ihr Musikstil im Großen und Ganzen gleich geblieben?

Nicole: Nein. Das wäre auch nicht natürlich. Man muss sich verändern können und dürfen. Ich habe immer Musik gemacht, wie ich sie gefühlt habe: mal lauter, mal leiser - mal rockiger, mal aggressiver, mal zurückgenommener - so wie ich bin, so wie Menschen sind. Das Album "Abrakadabra" behandelt zum Beispiel Themen wie Homosexualität, Gewalt in der Ehe oder Drogen. Diese Themen haben mich bewegt. Mit der Platte habe ich mir dann Luft gemacht. Das neue Visionen-Album ist jetzt wieder etwas ausgeruhter, aber nicht so, dass ich in textliche Banalitäten verfalle. Das sprachliche Niveau, die Inhalte sind erhalten geblieben - darauf lege ich immer Wert.

ZDF.online: Seit 1982 ist viel passiert. Ihre Texte haben sich verändert, die Musik wurde aggressiver, sie wurden auch als "neue Nicole" tituliert. Was ist davon heute noch übrig?

Nicole: Es gibt keine "neue Nicole". Das war einfach nur die Facette eines Mosaiks. Einem Maler erlaubt man ja auch neue Stilrichtungen, Ausbrüche in andere Welten. Das macht die Sache spannend. Und ich glaube, um die Ehrlichkeit zu bewahren, ist ein es Muss.

ZDF.online: Sie haben geheiratet, inzwischen zwei Kinder. Wie verbinden Sie Familie und Karriere?

Nicole: Ich würde lügen, wenn ich sage: einfach. Man muss organisieren können und Prinzipien haben, zum Beispiel dass ich im Monat zehn Tage für meinen Beruf unterwegs bin, aber zwanzig Tage meiner Familie zur Verfügung stehe. Ich suche mir meine Auftritte ganz gezielt aus. Außerdem habe ich das große Glück, dass die Großeltern und Geschwister in greifbarer Nähe sind. Ohne sie alle würde das nicht so laufen. Insgesamt bin ich weniger unterwegs als eine Frau, die halbtags arbeitet - und das ist ein Privileg.

ZDF.online: Ihr Tag beginnt um 6.30 Uhr, sie bringen Marie-Claire (16 Jahre) zur Schule, anschließend kümmern Sie sich um Ihre Tochter Joëlle (3 Jahre) ...

Nicole: ... und die Arbeit endet um 22.30 Uhr, dann schaue ich noch einen Film, wenn ich nicht von einer Dame unterbrochen werde, die mich auffordert, sie anzurufen.

ZDF.online: Für ein Interview?

Nicole: (lacht) Nein, für Telefonsex. Immer wenn’s spannend wurde, unterbrach eine Dame mit einer Zahnlücke den Film und forderte mich auf, eine 0190-Nummer anzurufen, um mir eine Art von Zweisamkeit anzupreisen, die ja doch sehr einseitig ist. Dazu musste ich einen Song schreiben, der auch sehr gut beim Publikum ankommt, da er auch sehr ironisch und als Riesen-Gag aufgezogen wird.

ZDF.online: Mit "Abrakadabra" und "Visionen" haben sie den Deutschen Schlager verlassen und sich dem Deutsch-Rock/Pop zugewendet - so Ralf Siegel. Wie sehen Sie selbst diese Entwicklung?

Nicole: Es kommt auf die Definition an, was nicht einfach ist. Wenn man sagt: "Schlager ist Liebe, Sonne, Strand und Meer", dann habe ich nie Schlager gesungen. Ich hatte immer schon Themen, die zum Nachdenken anregen oder gewisse Dinge in Frage stellen, keine leichten Schmuse-Texte. Ich möchte mich eigentlich daher gar nicht einordnen lassen. Ich möchte die Musik machen, wie ich sie empfinde, wie ich sie fühle, wie Menschen sind. Vielleicht bin ich eine Chanson-orientierte Pop-Schlagersängerin (lacht).

ZDF.online: Sie haben eine eigene Homepage. Haben Sie die selbst gemacht?

Nicole: Nein. "Computer" ist für mich eigentlich ein Fremdwort. Ich finde es faszinierend, was so möglich ist, wie man alles miteinander verknüpfen kann. Das Arbeitsinstrument ist für mich aber immer noch die Schreibmaschine. Was ich ganz interessant finde, sind Live-Chats, wer woher dazukommt, was die Leute wissen wollen.

Das Interview ist online im Web-Angebot des ZDF erschinen.